Der Kräutergarten
Ein Garten für Küche und Gesundheit
Neben archäologischen Funden spielen im frühen Mittelalter auch schriftliche Quellen eine wichtige Rolle in der Erforschung des Gartenbaus.
Darunter findet sich zum Beispiel das Gartengedicht des Mönches Walahfrid Strabo de cultura hortorum. Nach einer Einführung über den Gartenbau im Allgemeinen, den Fleiß, den es beim Arbeiten im Garten Bedarf und weitere Hinweise, etwa zur Düngung mit Mist geht der Autor auf einzelne Pflanzen, ihren Wuchs und ihre medizinische Wirkung ein.
Als Beispiel hier die Strophe zum Fenchel zunächst im Original und dann in der deutschen Übersetzung:
Foeniculum
Nec maratri taceatur honor, quod stipite forti
Tollitur et late ramorum brachia tendit,
Dulce satis gustu dulcem satis addit odorem.
Hoc oculis, quos umbra premit, prodesse locuntur,
Huius item semen foetae cum lacte capellae
Absumptum ventris fertur mollire tumorem
Cunctantisque moras dissolvere protinus alvi.
Praeterea radix maratri commixta liquori
Lenaeo tussim percepta repellit anhelam.
Fenchel
Auch die Ehre des Fenchels sei hier nicht verschwiegen; er hebt sich
Kräftig im Sproß und er strecket zur Seite die Arme der Zweige,
Ziemlich süß von Geschmack und süßen Geruches desgleichen.
Nützen soll er den Augen, wenn Schatten sie trübend befallen,
Und sein Same mit Milch einer trächtigen Ziege getrunken,
Lockre, so sagt man, die Blähung des Magens und fördere lösend
Alsbald den zaudernden Gang der lange verstopften Verdauung.
Ferner vertreibt die Wurzel des Fenchels, vermischt mit dem Weine,
Trank des Lenaeus, und so genossen, den keuchenden Husten.
Quelle: Walahfrid Strabo, De Cultura Hortorum (Hortulus). Das Gedicht vom Gartenbau. Reichenauer Texte und Bilder 13 (Heidelberg 2010).